Pressemitteilung 33/2025 IG Metall schlägt Alarm

Industrie im Südwesten vor Substanzverlust – Politik und Unternehmen müssen endlich handeln

25. November 2025 25. November 2025


Pressemitteilung 33/2025


IG Metall schlägt Alarm: Industrie im Südwesten vor Substanzverlust - Politik und Unternehmen müssen endlich handeln

  • Barbara Resch: "Wer jetzt nicht handelt, riskiert nicht nur Arbeitsplätze, sondern den Industriestandort Baden-Württemberg insgesamt"
  • Beschäftigung, Ausbildung und Innovationsfähigkeit massiv unter Druck
  • Zulieferer berichten von dramatischen Einschnitten

Stuttgart. Die IG Metall Baden-Württemberg sowie zahlreiche Betriebsräte schlagen Alarm: Der wirtschaftliche Wandel trifft die Industrie im Land härter als viele wahrhaben wollen, dazu reagieren zu viele Unternehmen zu zögerlich. Eine aktuelle Betriebsrätebefragung der IG Metall zeigt alarmierende Entwicklungen: Fast die Hälfte der Betriebsräte bewertet die Aussichten für die kommenden Monate als schlecht oder sehr schlecht. Über 60 Prozent sind überzeugt, dass die geplanten Investitionen nicht ausreichen, um Digitalisierung und den klimagerechten Umbau zu bewältigen. In fast der Hälfte der Betriebe ist die Finanzierungslage angespannt, und bei den Stammarbeitskräften steigt der Anteil der Betriebe mit Abbauplänen auf fast 40 Prozent. Auch die Ausbildungszahlen sinken, während die Nutzung von Künstlicher Intelligenz in 63 Prozent der Betriebe bisher kaum eine Rolle spielt.

"Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache", warnt IG Metall-Bezirksleiterin Barbara Resch. "Viele Unternehmen investieren nicht genug in ihre Zukunft. Wer jetzt nicht handelt, riskiert nicht nur Arbeitsplätze, sondern den Industriestandort Baden-Württemberg insgesamt.“

Die Gewerkschafterin machte heute auf einer Pressekonferenz vor dem Bosch-Werk in Stuttgart-Feuerbach besonders deutlich: "Wir erleben eine gefährliche Entwicklung: Unternehmen kürzen Investitionen, verlagern Produktion und streichen Arbeitsplätze. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, verlieren wir industrielle Substanz und damit die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Die Transformation darf kein Sparprogramm auf dem Rücken der Beschäftigten werden – sie muss sozial, ökologisch und gerecht gestaltet werden. Denn: Die Zukunft steht auf dem Spiel. Die Unternehmen müssen endlich Verantwortung übernehmen. Es reicht nicht, auf politische Maßnahmen zu warten. Wer heute nicht ausbildet und qualifiziert, hat morgen keine Fachkräfte und übermorgen kein Geschäftsmodell mehr."

Betriebsräte berichten von dramatischen Einschnitten

Frank Sell, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Bosch Mobility, sagte:
"Die Auswirkungen der Transformation entlang des Antriebsstrangs sind schlimmer als erwartet und treffen unsere europäischen Standorte mit voller Wucht. Die Politik muss jetzt richtungsweisende Entscheidungen treffen, um zu verhindern, dass eine komplette Branche aus Europa verschwindet. Wir brauchen realistische Perspektiven für Plug-in-Hybride, Range Extender und erneuerbare Kraftstoffe über 2035 hinaus sowie Local-Content-Vorgaben, die über Batterien hinausgehen. Bosch muss sich klar zum Standort bekennen, Zukunftsgeschäft hier ansiedeln, Werke modernisieren und Beschäftigung sichern. Dafür kämpfen wir gemeinsam mit der IG Metall."

Boris Schwürz, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Mahle, ergänzte:
"Der geplante Stellenabbau bei Bosch und Mahle, sowie in der ganzen Automobilindustrie ist aus unserer Sicht einseitig und nicht zukunftsorientiert. Die Belegschaft bei Mahle hat bereits erheblich zur Kostensenkung beigetragen. Wir erwarten deshalb einen nachvollziehbaren Gesamtplan, der die langfristige Zukunftsfähigkeit der Unternehmen sichert und nicht allein auf Personalkürzungen setzt. Die Politik muss sich im Klaren sein, dass Baden-Württemberg einen Plan braucht, um weiterhin ein industriestarkes Land zu sein. Wenn Baden-Württemberg das nicht schafft, wer sonst? Menschen brauchen Zukunft - Zukunft braucht Menschen."

Andreas Bohnert, Vorsitzender des Betriebsrats von PWO, erklärte:
"Die Luft für uns Automobilzulieferer wird immer dünner - und mit ihr die Zukunft des industriellen Rückgrats Deutschlands. Ohne wettbewerbsfähige Strompreise, ohne den entschlossenen Abbau lähmender Bürokratie und ohne faire Rahmenbedingungen droht 'Made in Germany' zu einem historischen Eintrag zu werden. Politik muss endlich die Leitschnur legen und Reformen auf den Weg bringen, doch auch die Arbeitgeber stehen in der Verantwortung: Jetzt ist die Zeit für mutige Investitionen in unsere Standorte und unsere Belegschaft. Wer nur jammert oder die Krise aussitzt, gefährdet die industrielle Basis unseres Landes. Wir brauchen entschlossenes Handeln - damit unsere Kunden und unsere Industrie in Deutschland bleiben und Zukunft haben."

Was es jetzt braucht: Mut und Entschlossenheit

Die IG Metall fordert von Politik und Unternehmen entschlossenes Handeln: Produkte und Wertschöpfung müssen wieder stärker in Deutschland entstehen - verbindliche Local-Content-Regeln sind dafür unerlässlich. Gleichzeitig braucht es massive Investitionen in Innovation und Qualifizierung, damit Beschäftigte für die neuen Technologien gerüstet sind. Unternehmen müssen klare Zusagen für Beschäftigungssicherung geben, statt Standorte zu schließen. Ebenso wichtig sind faire Rahmenbedingungen für die Transformation, insbesondere bezahlbare Energiepreise, die den Standort wettbewerbsfähig halten. Und schließlich muss Künstliche Intelligenz als Chance genutzt werden – nicht als Bedrohung für Arbeitsplätze, sondern als Werkzeug für Produktivität und neue Geschäftsmodelle.

Investitionen in Menschen statt Abbau

"Die Zukunft braucht Menschen und die Menschen brauchen eine Zukunft - hier in Baden-Württemberg. Deswegen setzen wir uns dafür ein, dass es eine Zukunft für alle gibt. Und wir tun alles dafür, dass Baden-Württemberg ein starker Standort bleibt und wieder für Innovation und Entdeckergeist steht. Arbeitsplätze abzubauen kann nicht die Lösung sein. Denn das ist keine Strategie", betonte Barbara Resch und sagte klar: "Jetzt reicht’s! Wir zeigen die rote Karte - gegen Stillstand, gegen Abbau, gegen Zukunftsvergessenheit. Baden-Württemberg braucht Mut zur Zukunft – und der beginnt mit Investitionen in die Menschen", so Resch.

Pressestelle

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Pressesprecherin, Gewerkschaftssekretärin

+49 711 16581 32

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Pressesprecher, Gewerkschaftssekretär

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